Der innere Kompass

Occtober 26. 2025 | English below

„Ich will immer mehr lernen, das Notwendige an den Dingen als das Schöne zu sehen: – so werde ich einer von denen, die die Dinge schön machen. Amor fati: Das sei von nun an meine Liebe.“ (Friedrich Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft)

„Bis Sie das Unbewusste bewusst machen, wird es Ihr Leben lenken und Sie werden es Schicksal nennen.“ (Carl Gustav Jung)

Weil beide eher das Gleiche meinen und ich die Grundlage eines eigenen Gedankens verbal in Form bringe, geschieht es, dass ich Worte in die Waage werfe. Das Schicksal erscheint mir als „Lauf der Dinge“. Damit verbunden zu bleiben, statt sich entweder darin zu verlieren oder zu sehr damit verhaftet zu sein, lässt einen so als Kompassnadel in der Mitte stehen. Man ist selbst die Achse, hält den Drehpunkt.

Was richtet sich wohin aus – wer ist Beobachter – wer bewegt – was wird hier gespielt – könnte man sich aus dieser Position auch in Ruhe fragen – und stellt fest: Gleich und doch in Bewegung … und so ist TOPIA in Motion.
Dann hätte ich doch vielleicht Film statt die Malerei studiert? Ich könnte sagen, ich tue im Grunde beides. Die Malerei ist selbst Bewegung. Es ist nun mal paradox, wenn etwas Greifbares in Bewegung erscheint – geradezu lebendig. Das Bild selbst ist weder starr noch fix und doch bleibt es in der Welt.

Ich komm’ nicht umhin – die Tanzvideos bei Instagram erzeugen mehr Aufmerksamkeit als jedes abstrakte Bild. Da könnte ich leicht vermuten, die Malerei sei weniger interessant, und nun werde ich „Table-Dancer for life“. Nun – warum nicht – vielleicht tanze ich auf einem Tisch an der Stange – wenn zugleich die Bilder dazu passend im Raum wirken, dann tanze ich gerne für viele Stunden. Das könnte man gewiss in Erwägung ziehen und ja, eine Eröffnung in einem bewährten Ausstellungshaus – mit der Künstlerin zu Tisch und oben auf – wäre doch bestimmt und bewegend…

Und was war’s noch gleich? Jede Bewegung ist möglich, wenn der eigene Hebel im Begriff und der Kompass ausgerichtet bleibt – gen Norden – für mich heißt das im Moment „oben auf“ – angebunden an das, was über einem ruft – das, was alles bereits sein kann und war – in einem Moment – und gleichzeitig nicht. Denn es ist bereits jetzt – der Norden ist frisch – kühl zu verstehen – bleibt man im Stand – und so wahrt man die ganz eigene Haltung – um dem Geschehen und dem anderen genau darin zu begegnen. – Es erscheint im Bild.

 

Tina Oelker, Gesellschaftsabend

(Gesellschaftsabend N° 07, 2018, The Mad Hatter, Hamburg)

YOUTUBE AUDIO GERMAN: https://youtu.be/Cp4pRgxC_gY

The Inner Compass

“I want to learn more and more to see as beautiful what is necessary in things: thus I shall be one of those who makes things beautiful. Amor fati – let that be henceforth my love.” (Friedrich Nietzsche, The Gay Science)

“Until you make the unconscious conscious, it will direct your life and you will call it fate.” (Carl Gustav Jung)

While both tend to mean more or less the same, and because I put the foundation of my own thought into form verbally, it happens that I throw words onto the scales. Fate appears to me as the “course of things.” To stay connected to this—rather than getting lost in it or being too attached to it—leaves you standing, like a compass needle at the center. One becomes oneself the axis to hold the turning point.

What aligns with what—who observes—who moves—what is truly unfolding here? These are questions one might quietly ask from this position—and realize: equal, yet in motion… and so is TOPIA. Then perhaps I should have studied film instead of painting. I could say, in veracity, I do both. Painting itself is movement. After all, it is paradoxical when something tangible seems to move—almost alive. The image is neither rigid nor fixed, yet it remains in the world.

I can’t help it—my dance videos on Instagram draw more attention than any abstract painting. So, I might as well suspect that painting is less interesting—and now I’ve become a “Table-Dancer for life.” Well, why not? I’ll dance on a table, at a pole—if the paintings resonate with the room, then I’d gladly dance for hours. One could certainly imagine it—and yes, an opening in a proper exhibition space, with the artist at table and on top, would surely be something both determined and moving.

And what was it again? Any movement is possible when one’s own lever holds steady and the compass remains aligned—northward. For me, right now, that means “on top”—connected to what calls from above, to what has already been, and what may yet come—within a single moment—and at once, not. For it is already now—north is fresh, cool to the sense—when you remain still. This is how one keeps one’s stance—to meet the motion of things, and the other, precisely there. It appears in the painting.