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zyklus
Reifeprüfung
Das Projekt 1000 Hasen war vom ersten Tag an klar strukturiert, bewusst begrenzt und öffentlich. Es schien bald, als würde sich die Außenwelt damit zufrieden geben, mich als „Hasenmalerin“ anzuerkennen – und mich damit für alle Zeiten so stehen zu lassen. Jeder fühlte sich auf seine eigene Art angesprochen und äußerte sich mitunter direkt, während das Werk selbst erst dabei war, Form anzunehmen.
Für mich wurde das Projekt sowohl zum Selbstexperiment als auch zunehmend zu einem gesellschaftlichen Experiment. Dirk Pfaff brachte es früh auf den Punkt, als er schrieb, ich laufe Gefahr, gründlich missverstanden zu werden, weil die Hasen so ästhetisch und leicht daherkommen. Und Dirk Luckow betonte für den Plagiatsstreit nochmal, dass man eben nicht mal so eben auf kunstversierte Malerei kommt, die es mir ja erst ermöglicht hat, tausend unterschiedliche Bilder mit ein und demselben Motiv zu schaffen. Ich hielt aus Überzeugung durch, denn ich wusste auch, dass erst durch die Vollendung klar werden würde, worum es wirklich geht. Die Tatsache von 1000 Hasen benötigt nun mal auch das Greifbare, um die ursprüngliche Absicht ins Leben zu holen, wenngleich allein die bloße Behauptung schon Konzept und Kunst für manchen genug zu sein scheint.
Rückblickend mag es einen gewissen Sinn ergeben, dass einzelne Bilder gestohlen, meine bewusst konzipierte Malweise für die Hasenportraits kopiert und das Projekt im großen Stil nachgemalt wurde – selbst der Titel wurde kürzlich frech übernommen. All das wirft Fragen auf, die aus meiner Sicht nach wie vor von elementarer Bedeutung sind.
Fazit
Den Stempel der „Hasenmalerin“ trage ich bis heute. Hasen habe ich jedoch nie gemalt – mein Thema war stets die Freiheit in der Malerei, der Hase die Begleiterscheinung. In der Symbolik steht er für spontane Intuition und die Vereinigung der Geschlechter – verkörpert durch Hermaphroditos, Kind von Aphrodite und Hermes. Als Vermittler der Welten ist der Hase für mich bis heute Symbol für Fruchtbarkeit und Freiheit, nah am künstlerischem Wesen. Mein Buch Von Hasen und Göttern fasst diese Gedanken zusammen und zeigt einen Überblick von 2001 bis 2021.
25 Farben Stockholm & TOPIA
Mein aktuelles Programm erlaubt es mir, ältere, neuere wie entstehende Werke so miteinander in Einklang zu bringen, dass ich statt einem linearen Entwicklungsimperativ folgenden, dem zyklischen Wesen der Malerei selbst mehr Raum gebe. Diese rhythmische Arbeitsweise wurde mir während der sieben Jahre (1000 Hasen) zunehmend bewusst, wobei sich figurative und abstrakte Malweise zunächst abwechselten und sich zunehmend zyklisch ausdehnten. Fortschritt bedeutet somit für mich Ausdehnung in alle Richtungen, also auch nach innen, was mir ermöglicht und mich zwingt, immer wieder an meinen eigenen Ursprung anzuknüpfen.
Die Frage nach meinem Thema löst sich zunehmend auf, und die einzelnen Bilder werden lauter, heißt, die Bilder selbst, die im Raum wirken dürfen, sprechen laut genug, während die Hasen immer mehr als solide Mitläufer im Hintergrund agieren.
Das Phänomen der Zeitsprünge, der Resonanz älterer Bilder in neuen Situationen, erzeugt mitunter so ein Spannungsfeld, dass das Ursprungsdatum des Bildes ebenfalls an Bedeutung verliert. Es bleibt in Bewegung. 25 Farben Stockholm beschreibt also den Grundstock, den wachsenden Bestand, und die Stilfrage ergibt sich durch meine Form- und Farbsprache, die ich nun mehr als 30 Jahre entwickle. Mit Topia wage ich seit Januar 2025 ein neues Experiment, das mich durch die extreme Fragmentierung und Größe (750 x 750 cm) nicht nur in die Ausdehnung bringt, sondern auch ermöglicht – wie ursprünglich bei 1000 Hasen geplant – ein Gesamtbild zu schaffen, das als Gesamtheit erfahren werden kann. Was es genau ist und wird, erkunde ich auf dieser Reise diesmal schriftlich mit dem Veracity Report öffentlich und behalte die malerische Entwicklung der einzelnen Bildteile zunächst für mich.
